In Zeiten der Individualisierung und Diversifizierung ist unsere Gesellschaft von rascher Veränderung geprägt. Die Anforderungen an die Bildungs- und Schulwelt stehen dazu in einer engen Wechselwirkung. Schule beginnt sich zu ändern: Von der belehrenden zur lernenden Schule. Zur Entfaltung braucht es ein anregendes räumliches Umfeld, wo Beziehungen, Erfahrungen, Erkenntnisse, Empfindungen und Übung ermöglicht werden.
Schulen sind ein wichtiger Bezugsort. Sie prägen nicht nur die Umgebung im öffentlichen Raum, auch im Gedächtnis jedes Einzelnen bleibt die Schule meist sehr präsent. Die inhaltliche Weiterentwicklung unseres Bildungssystems verändert auch den Anforderungsbedarf an öffentlichen Schulgebäuden. Neue gesellschaftliche Herausforderungen stellen demnach auch neue Ansprüche an die Räumlichkeiten, in denen der Unterricht stattfindet.
Das Bildungsland OÖ stellt gemeinsam mit der Stadt Leonding den Antrag für eine neue Digital-AHS in Leonding. Die neue AHS mit Schwerpunkt Digitalisierung wird mit dem Schuljahr 2024/25 in Leonding als Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht ihre Türen öffnen. Das achtjährige Realgymnasium wird als Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht mit ersten und fünften Klassen starten. Eine Verbundlichung mit dem ersten Maturajahrgang mit 2028/29 wird angestrebt.
Ziel der Leondinger AHS mit Schwerpunkt Digitalisierung ist es, in allen Gegenständen den Einsatz von Informationstechnologie neben Lesen, Schreiben und Rechnen als unverzichtbare vierte Grundkompetenz zu etablieren. Der Computer oder das Mobile Device muss von den Schülerinnen und Schülern als selbstverständliches Alltags-Werkzeug verstanden werden, das zur Informationsbeschaffung, Datenerhebung und -verarbeitung und zur Erstellung von Texten verwendet werden kann.
Land OÖ und Stadt Leonding sind sich einig: „Wir stehen gemeinsam hinter Leonding als zukünftigen AHS-Standort und als Bildungsland OÖ legen wir damit ein sehr gutes Konzept vor. Mit dem Start als Privatschule ermöglichen wir auch den frühestmöglichen Start bereits im Schuljahr 2024/25.“
„In Oberösterreich stehen wir für die feste Überzeugung, dass Bildung die Chance für junge Menschen ist, sich für ihre Zukunft zu rüsten. In Land der Möglichkeiten investieren wir dort, wo die Zukunft unseres Landes entschieden wird. Bildung denken wir nicht in starren Systemen, sondern in vitalen Chancen. Wir haben den Mut, neue Wege zu gehen und sind offen für moderne Pädagogik und moderne Schulen. In Oberösterreich sind wir hier am richtigen Weg. Ich sehe es als absolut notwendig, räumliche Strukturen zu schaffen, die Lehren und Lernen bestmöglich fördern und somit Raum sind, um Kindern und Jugendlichen die Basis für eine erfolgreiche Zukunft zu geben. Das Land Oberösterreich steht gemeinsam mit der Stadt Leonding hinter dieser Entscheidung für diesen AHS-Standort und als Bildungsland OÖ legen wir damit ein sehr gutes Konzept vor. Mit dem Start als Privatschule ermöglichen wir auch den frühestmöglichen Start bereits im Schuljahr 2024/25“, sagt Bildungsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Alleine im Pflichtschulbereich laufen aktuell mehr als hundert Schulbauprojekte. Gerade neu eröffnet wurde die Volksschule Hofkirchen im Traunkreis. In den vergangenen zwei Jahren wurde der alte Schulstandort saniert und erweitert und überzeugt jetzt durch moderne, funktionale aber auch kinderfreundliche Ausstattung sowie einem zeitlosen, hellen Design. Ende März erfolgte die Grundsteinlegung des Bildungscampus in St. Martin. Volksschule, Mittelschule, Landesmusikschule, Erwachsenenbildung und Kultursaal werden in diesem Projekt realisiert werden. Es entsteht ein Gebäude, das Offenheit und räumliche Großzügigkeit geben soll. Die pädagogischen Anforderungen sollen Wohlfühlen in der Schule ermöglichen. Die Räume sollen so angeordnet werden, dass moderne Klassenräume mit Begegnungszonen entstehen können.
Im höheren Schulbereich laufen aktuell insgesamt 57 Bauprojekte zur Umsetzung des Schulentwicklungsplanes. Viele großartige Bauten werden entstehen. So steht unter anderem die wichtige Sanierung des inzwischen 50 Jahre alten Internats der HTL für Holzbau in Hallstatt an. Weiters sollen das BRG Schloß Wagrain in Vöcklabruck sowie die HTL Grieskirchen erweitert werden und auch das Linzer BG/BRG Peuerbachstraße erhält eine Modernisierung und Erweiterung. Highlight des Schulentwicklungsplanes ist aber sicherlich der Bau einer neuen AHS.
„Schülerstromanalysen der letzten Jahre haben gezeigt, dass im Bereich Leonding eine Langform einer AHS dringend benötigt wird. Das neue Realgymnasium mit dem geplanten Schwerpunkt Digitalisierung wird hier sowohl den Bedarf an Schulplätzen abdecken, als auch ein interessantes inhaltliches Angebot bieten. Ich werde dem Bundesminister auf Basis dieser Analysen den Vorschlag für Leonding zur Entscheidung übermitteln“, so Bildungsdirektor Alfred Klampfer.
Eine Leondinger Vision nimmt Formen an
Die Stadt Leonding beschäftigte sich seit 2017 mit dem Zukunftsentwicklungsprozesses Leonding 2030. Dabei haben sich die Themen Mobilität, Kongress und Bildung als wesentliche Zukunftsthemen für die Stadt herauskristallisiert. Unter dem Titel „Modellregion Digitalisierung“ hat sich die Stadt seither konsequent mit dem Thema Schulentwicklung in Leonding auseinandergesetzt. Ziel war es, eine Schulform zu entwickeln, die einerseits dem Fachkräftemangel in der Region begegnet, andererseits als eine Art Stadtteilmotor fungieren kann – zum Beispiel durch die Verbindung mehrerer (vorhandener) Nutzungen am Harter Plateau.
Konsequente Entwicklungsarbeit macht sich nun bezahlt
Als inhaltliche Vorarbeit für die Schulform hat die Stadt Leonding ein Rahmenkonzept für die Entwicklung eines Bildungs- und Berufsorientierungscampus bei der (öffentlichen) Pädagogischen Hochschule beauftragt und gemeinsam mit der Agentur für Standort und Wirtschaft Leonding entwickelt. Darauf aufbauend trieb die Stadt auch die konkrete räumliche Entwicklungsarbeit im Rahmen eines Leader finanzierten Projektes voran.
Arena des Wissens
„Mir war wichtig in Leonding eine ganzheitliche Schule zu entwickeln, in der Kinder und Jugendliche mit Wissen angesteckt werden und Lust auf mehr bekommen, eine Arena des Wissens mit praxisnaher Ausbildung in Partnerschaft mit Betrieben aus der Region. Im Bildungscampus ist das Gymnasium das Herzstück. Das Konzept ist einzigartig in ganz Österreich und ich bedanke mich bei allen, die daran mitgewirkt haben, dass es möglich geworden ist“, so Bürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinek.
Schwerpunktsetzung
Das pädagogische Konzept und die entsprechenden Stundentafeln wurden im Auftrag der Stadt Leonding von Frau Prof. Margit Steiner, MSc, BEd, Institutsleiterin Elementar- und Primärstufenpädagogik der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich entwickelt und von der Bildungsdirektion OÖ begleitet. Es beinhaltet einerseits die pädagogischen Schwerpunkte für das neue private Realgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht, andererseits auch Kooperationsmöglichkeiten mit den umliegenden Schulen. Während der Aufbauphase wird die AHS auch von der PH OÖ aus pädagogischer und inhaltlicher Sicht wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
Die Schwerpunktbildung in der Unterstufe erfolgt im Ausmaß von insgesamt acht Unterrichtsstunden in folgenden vier Pflichtgegenständen:
- Cyber Security
- Creativity
- Coding
- Labor (future research)
Die Pflichtgegenstände im Schwerpunkt „Digitale Anwendungen“ und im Schwerpunkt „Coding“ sowie der Pflichtgegenstand „Digitale Grundbildung“ werden von Beginn an zweisprachig (Deutsch/Englisch) abgehalten.
Lerninhalte der neuen Gegenstände
- Cyber Security
Schülerinnen und Schüler sind zu kritischem, reflektiertem und verantwortungsvollem Umgang mit eigenen und fremden Daten in digitalen Medien und insbesondere in sozialen Netzwerken zu motivieren und zu befähigen. Der Pflichtgegenstand Cyber Security vertieft jene Inhalte, die sich mit den Kompetenzbereichen Sicherheit, Informations-, Daten- und Medienkompetenz sowie persönliche Daten und dem Schutz der Privatsphäre beschäftigen. - Creativity
Hier liegen die Schwerpunkte in den Kompetenzbereichen: Präsentationssoftware, Mediengestaltung und Produzieren Digitaler Medien. Ziel ist es, mediale Gestaltungselemente wie Bild, Ton, Bewegtbild und Text zu analysieren und auch einzusetzen. Dazu erwerben die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse in Bildbearbeitung, Videoerstellung bzw. Audioerstellung. - Coding
Informatische Bildung umfasst das Analysieren, Interagieren, Modellieren, Codieren und Testen im Umgang mit Informatiksystemen, Software, Automatisierung, Daten und Vernetzung. Im Pflichtgegenstand Coding geht es darum, Inhalte digital zu erstellen und zu veröffentlichen, Algorithmen zu entwerfen und sich mit dem Programmieren zu beschäftigen. - Labor (future research)
Im Laborunterricht werden Inhalte aus Physik, Coding und Technik sowie Design vertieft und mit Grundlagen aus beispielsweise Elektronik und Sensorik erweitert. Hier sollen u.a. auch die gesundheitlichen Probleme reflektiert werden, die die übermäßige Nutzung von digitalen Medien nach sich zieht. Die Wechselwirkungen zwischen Natur, Technik und Gesellschaft sollen erkannt und die Chancen aber auch Risiken der Mediennutzung aufgezeigt werden.
Die Vertiefungsgegenstände E-digi und D-digi bilden in den jeweiligen Pflichtgegenständen jene Gegenstandsinhalte ab, die speziell für den IT-Bereich interessant sind. In beiden Gegenständen wird der Fokus besonders auf das Kommunizieren, Lesen und Schreiben gelegt.
Beim Einstieg in die Oberstufe müssen sich die Schülerinnen und Schüler für einen der drei angebotenen Schwerpunkte entscheiden: Coding Robotics, Creativity oder Future Research.In den einzelnen Schwerpunkten gibt es Kooperationen mit den Bildungsinstitutionen am BildungsCampus Leonding und den Betrieben (Stakeholdern).
Zusätzlich gibt es folgende neue Gegenstände in der Oberstufe:
- Hardware/Netzwerk
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Hardwarekomponenten verstehen, erklären und ggf. defekte Komponenten austauschen. Im Fachbereich Netzwerk geht es darum, Abläufe und Prozessschritte zum Planen und Einrichten von Netzwerken und deren Topologien zu kennen und darstellen zu können. Weiters sollen die unterschiedlichen Betriebssysteme installiert, konfiguriert und gewartet werden können. - Geografie und Wirtschaftliche Bildung – Unternehmerführerschein
Der Gegenstand dient u.a. als Vorbereitung auf die freiwillige Unternehmerprüfung. Rechtskunde, betriebliches Rechnungswesen, Umsatzsteuerrecht oder Besteuerung der Einkünfte sind nur einige der angesprochenen Themen. - Daten/DBMS
Daten/DBMS startet in der 11. Schulstufe. Angesprochen werden hier Datentypen, Datenbanken, das Sortieren und Suchen von Daten, Datenschutz und vieles weitere mehr.
Wie geht es nun weiter?
Leonding will die Schule mit Beginn des Schuljahres 2024/25 als privates Realgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht mit ersten und fünften Klassen. Die Schule wird in Containerklassen am Standort der HTL Leonding beginnen. Eine Verbundlichung mit dem ersten Maturajahrgang voraussichtlich 2028/29 wird dabei von der Stadt angestrebt.
Foto: Land OÖ/Gerstmair